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Angesichts der Masse an Schrott, der so in Kinos und in Gestalt von DVDs auf dem Markt ist, oder was so als schier unsterbliche Wiedergänger gewisse Fernsehprogramme füllt, verdient es der Hollywood-Film Casanova von LASSE HALLSTRÖM, entschieden gelobt zu werden, um nicht in Vergessenheit zu geraten. Ich will nicht erst warten, dazu einen Beitrag zu leisten, bis mein Venedig-Buch erschienen ist. Daher hier ein Auszug aus dem CASANOVA-Kapitel:
Es ist wirklich ein imposanter Film. Schauspieler, Kameraführung, die ganze Ausstattung, die Action-Szenen und natürlich vor allem die prächtigen Originalaufnahmen in Venedig sind einfach beeindruckend. Gerade weil nahezu sämtliche Aufnahmen in Venedig gedreht wurden, muß ich aber darauf hinweisen, daß der Film nicht nur kaum etwas mit CASANOVA, sondern auch nichts mit dem Venedig des 18. Jahrhunderts zu tun hat, wenn man mal davon absieht, daß auch CASANOVA als junger Mann in Venedig einigen Klamauk veranstaltet hat und die Stadt die wundervolle Kulisse abgibt. So sei denn geharnischt gelobt und enthusiastisch kritisiert (der jeweilige Anfang ist nach der DVD-Ausgabe von Bona Vista Home Entertaiment/TOUCHSTONE mit den Kommentaren in Minuten:Sekunden angegeben), obwohl ja schon im 18. Jahrhundert die Blechkörperverpackung aus der Mode war und man seine Gefühle auch nicht mehr auf Griechisch>Latein kundtut:
Nur am Anfang und zum Schluß (den verrate ich nicht) gibt es eine Beziehung zum wirklichen CASANOVA (0:43, 1:40:32). Daß CASANOVA als Kind bei seiner Großmutter aufgewachsen ist (1:49), dürfte wahrscheinlich weitgehend bekannt sein. Um den Satz, "Eines Tages wirst du nach Venedig zurückkehren.", (2:02) zu verstehen, muß man allerdings wissen, daß die Familie seiner Mutter aus BURANO stammte. Gelegentlich zeigt man Touristen auf MAZZORBETTO, einer der Nachbarinseln von BURANO, das CASANOVA-Haus, das seiner Großmutter gehört haben soll. Es ist das dritte von insgesamt fünf Häusern rechts am MAZZORBO-KANAL, wenn man zwischen MAZZORBO und MAZZORBETTO hindurch südlich Richtung MURANO und Venedig fährt. Es gehört wohl einem reichen Ausländer und steht überwiegend leer. Sein Elternhaus im eigentlichen Sinne war aber hier nicht. Am Palazzo Malipero-Capello (SAN MARCO) ist in der CALLE MALIPIERO (im 18. Jahrhundert hieß die Gasse CALLE DELLA COMEDIA und verband die Chiesa San Samuele mit dem Teatro San Samuele, das im 19. Jahrhundert abgerissen wurde) eine Tafel: "In einem Haus dieser Gasse, Calle della Comedia genannt, wurde am 2. April 1725 GIACOMO CASANOVA geboren."
Der Film spielt im Jahr 1753 in Venedig (3:48). Da war CASANOVA 28 Jahre alt. In dieser Zeit - mit Unterbrechungen von 1746 bis 1755 - wohnte er im Palazzo Bragadin-Carabba, der SENATOR MATTEO GIOVANNI BRAGADIN (*1689-1767) gehörte, einer zufälligen Bekanntschaft. Er machte sich dem als Arzt unentbehrlich, hatte freie Kost und Logis, erhielt 10 Zechinen monatlich (das entsprach ungefähr dem Verdienst eines Lastträgers auf dem Fischmarkt, verarmte case erhielten in dieser Zeit durchschnittlich das Dreifache als Unterstützung) und konnte auch die hauseigene Gondel benutzen. Später unterstütze SENATOR BRAGADIN CASANOVA mit erheblich größeren Summen und stellte den letzten Wechsel für ihn noch auf dem Totenbett aus. Nach dessen Tod erhielt Casanova eine - wenn auch magere - Rente von dessen Freund MARCO DANDOLO (1779). Casanova hatte also durchaus einflußreiche Freunde um 1753, nicht nur SENATOR BRAGADIN, sondern auch seinen Vormund ABATE ALVISE GRIMANI und SENATOR ALVISE CASPARO MALIPIERO, der ihm allerdings dann seine Gunst entzog, sowie den französischen Gesandten in Venedig, FRANÇOIS JOACHIM DE PIERRE BERNIS, der 1758 KARDINAL und später französischer Außenminister wurde. CASANOVA lebte weit über seine Verhältnisse (13:41, 25:35, 31:57, 40:24) fast wie ein Nobile. Seine Film-Schulden in Höhe von 1.500 Lire (40:24) - das sind etwa 500 Dukaten. Das war in dieser Zeit etwa der Jahresverdienst eines guten Handwerkers oder der Preis für ein paar Schuhe mit Brillantschnallen. Eine besonders prächtige Perücke kostete 70 Zechinen (Zorzi Canal Grande S. 84) und nach Zorzi (Ebd. S. 317 unter Verweis auf Giuseppe Gullino: I Pisani dal Banco e Moretta. Roma 1984) galten Mitte des 18. Jahrhunderts 1.000 Dukaten Jahreseinkommen als ausreichend für die Sicherung des Lebensstandards eines Nobilòmo.
Daß im Film das Haus wiederholt als sein eigenes bezeichnet wird (43:56, 44:36, 59:21, 1:04:25), will ich als zulässige künstlerische Freiheit durchgehen lassen und auch, daß der Weg von dort, wo Papprizzios Schiff lag, zu seiner Unterkunft nicht durch einen kleineren Kanal führt (42:06), sondern lediglich über den CANAL GRANDE. Auch daß CASANOVAS Haus im Film am CANAL GRANDE liegt (man sieht 40:14 auf den aus dem Fenster), während die Ca'Bragadin (CASTELLO 6048) am RIO S.LIO ist, macht ja nix. Auch später nutzte er angemietete Paläste, die er ohne Weiteres als seine eigenen ausgeben konnte. Im Venedig des 18. Jahrhunderts war es durchaus nicht ungewöhnlich, wenn Nobili Paläste oder Teile davon vermieteten, insbesondere die casini, die fälschlicherweise für reine Spielhöllen oder gar Bordells gehalten werden. Daß CASANOVA zu dieser Zeit schon eine Berühmtheit war (17:58, 27:26, 35:34, 44:24, 1:07:28), er sich auch selbst dafür hielt (25:48), sein zweifelhafter Ruf bereits bis nach Rom gedrungen war (30:04) ist durchaus wahrscheinlich. Daß aber seine Liebesabenteuer Gegenstand der weit verbreiteten Straßentheater und Puppenspiele waren (4:02, 34:42), ist eine schöne Erfindung. Umgekehrt vermutet man, daß CASANOVA in seinen Memoiren wohl auch so manchen Theatergeck als vorgeblich eigenes Erlebnis nacherzählt hat.
Schon bald nach dem Tod seiner Großmutter 1743 befaßte sich die Justiz mit CASANOVA und er kam für kurze Zeit in die Festung Sant'Andrea, wobei die Gründe nicht richtig klar sind. Seit er SENATOR BRAGADINS Mündel geworden war, führte er das Leben eines Dandy, war dadurch nicht ganz unbekannt, wurde schließlich der Leichenschändung beschuldigt und angeklagt, weil ein Mädchen verprügelt hatte. Auf Rat seines Mentors verließ er daraufhin Venedig - für die Zeit zwischen 1743 und 1745 ist nicht vollständig geklärt, was er da so alles getrieben hat - und kam erst im Frühjahr 1753 nach Venedig zurück. Das heißt zum Karneval 1753 war CASANOVA - anders als im Film - gar nicht in Venedig. Aber der Film-Karneval findet ja auch im Sommer 1753 statt und da war er sehr wohl dort.
Um 1753/54 war die venezianische Staatsinquisition auf CASANIOVA aufmerksam geworden, allerdings nicht wegen Liebesabenteuer. SENATOR BRAGADIN und dessen Freunde MARCO DANDOLO und MARCO BARBARO (*1688-1771) hingen gemeinsam mit CASANOVA Okkultem an (49:38) und waren der Freimaurerei verdächtig. Es gibt tatsächlich Spitzelberichte über Geistersitzungen in der Ca'Bragadin. Vornehmlich kümmerte sich die Venezianische Staatsinquisition um Nobili und um den unbedeutenden CASANOVA wohl auch nur, weil er tatsächlich auf diese bedeutenden Männer einen unerwünschten Einfluß ausübte. Vielleicht war hatte wirklich Lucia Pisani Memmo den Staatsinquisitor Antonio Mocenigo überredet, gegen Casanova vorzugehen, weil sie ihre drei Söhne von Casanova fern halten wollte, wie der in seinen Memoiren vermutet. Aber dafür gibt es keinerlei Beweis. Eine solche "Überredung" war wohl auch gar nicht nötig, denn Freimaurerei und undurchsichtige Beziehungen zu Ausländern genügten für eine Verhaftung. Casanova war den Freimaurern 1750 in Lyon beigetreten und die Akten zu Casanovas Verhaftung gehören zu den frühesten Dokumenten, in denen die Freimaurer in Venedig erwähnt werden (Später legte auch die spanische Inquisition ein Dossier über Casanova an.). Im August 1761 wurde in Verona der Quarantia-Richter Angelo Maria Querini wegen Freimaurerei inhaftiert (Er kam 1777 frei und ging nach Frankreich.). Der Film verschenkt leider Möglichkeiten, die aberwitzigen Praktiken des Okkultismus und der Freimaurerei durch den Kakao zu ziehen. In den Spitzelberichten des GIAMBATTISTA MANUZZI ist aber auch von den Liebesabenteuern des CASANOVA die Rede. Dafür interessierte man sich wohl weniger, um so mehr dafür, daß er Vermögen des SENATORS BRAGADIN verschwendete und enorme Spielschulden hatte: Man vermutete, er begleiche die damit, daß er Staatsgeheimnisse an Ausländer verriet. Darauf stand nicht nur in Venedig die Todesstrafe. Kontakte zu Ausländern und insbesondere zu den ausländischen Gesandten bedurften in Venedig einer ausdrücklichen Genehmigung und wurden streng überwacht, weil man stets vom Ausland geschürte Verschwörungen befürchtete (Da hätte so mancher Diktator noch was lernen können.). Über die tatsächlichen Gründe seiner Verhaftung durch die Venezianische Staatsinquisition am 26. oder 28. Juli 1755 gibt es die unterschiedlichsten Mutmaßungen. Wahrscheinlich kamen mehrere Gründe zusammen. Verurteilt wurde er, wie man heute aus den Archivunterlagen weiß, "wegen öffentlicher Schmähungen gegen die Religion" zu fünf Jahren Haft. Dieses Urteil ist CASANOVA allerdings niemals zur Kenntnis gegeben worden.
Wie auch immer: Auf "Die Inquisition ist hier. Sie sucht dich" (5:32) folgt eine schöne Verfolgungsjagd. Man sieht aus dem Fester der Klosters rechts den Markusturm (6:17). Wenn dann der Verfolgte und die Verfolger auf ein Dach klettern, ist dahinter über das Dachfirst ein Glockenturm zu sehen (6:23, 6:48, 7:00). Ist das der gleiche Turm, der in anderer Blickrichtung am linken Bildrand in Verlängerung des Dachfirstes (7:04) auftaucht? Und als CASANOVA von Dach herunterrutscht: Sieht man da in der entgegensetzten Richtung nicht wiederum den gleichen Glockenturm rechts am Kanal (7:12, 7:20)? Das Kloster befindet sich wohl an mindestens drei verschiedenen Stellen gleichzeitig! HALLSTRÖM erklärt (6:20, 6:50, 7:05, 7:11), daß natürlich diese akrobatischen Szenen im Studio gedreht und die - unbestritten sehr schönen - Photos hintergelegt wurden. Hat man dabei nicht genug darauf geachtet, daß die Bilder auch zusammenpassen? Dann folgt der dramatische Sprung über einen Kanal und CASANOVA ist in einer Universität (8:05): "...Deshalb sage ich, daß keine Frau jemals den heiligen Boden dieser Universität betreten darf."/"So I say no woman shall ever set foot inside this university." Die Aufnahmen sind im von ANDREA PALLADIO erbauten Teatro Olimpico von Vicenza gemacht worden, erklärt HALLSTRÖM (7:41). Aus seinem Kommentar dazu wird aber auch deutlich, daß er es nicht für nötig gehalten hat, sich genauer über die Geschichte dieses bedeutenden Bauwerkes zu informieren. Kein Problem, aber: Bis zum 19. Jahrhundert gab es in Venedig keine Universität. Erst am 6. August 1868 wurde die jetzige Universität in der Ca'Foscari als Wirtschafts- und Handelshochschule gegründet. Die Venezianische Universität war bis dahin die von Padua und ein Superman-Flug von Venedig nach Padua ist im Film nicht vorgesehen. Man schätzte in Venedig keine gelehrten Spekulationen, sondern praktisches Wissen. Seit 1336 gab es im Dogenpalast eine Kanzleischule, in der Recht, Griechisch und Latein (die offiziellen Urkunden wurden in Latein ausgefertigt) unterrichtet und die 1443 erweitert wurde. 1450 wurde eine Art öffentlicher, von Nobili besetzter Lehrstuhl bei San Bartolomeo eingerichtet. Die ersten Vorlesungen, die jedermann besuchen konnte, hielt DOMENICO BRAGADIN. Bei San Luca gab es im 15./16. Jahrhundert ein Medizinerkolleg und bei San Marco lehrten zwei staatlich bezahlte Lektoren öffentlich und für jedermann kostenlos Griechisch und Geschichte. Ab 1502 bezahlte der DOGE öffentliche, kostenlose Vorträge von Rechtsgelehrten. Darüber hinaus veranstaltete u.a. das Seminario Patiarcale beim Convento della Salute des Somasker-Ordens Übungen zur Experimentalphysik und es gab noch weitere Priesterseminare, z.B. bei San Giovanni in Bragora das Collegium artium, das von PAPST PAUL II. zum Collegium artium liberalium (artistarum) et physicorum erhoben worden war. 1619 wurde die Accademia dei Nobili zur Ausbildung wenig begüterter Standesangehöriger eingerichtet. Im Jahre 1706 gab es in der Markusbibliothek neben Vorlesungen über Medizin, Rechtslehre, Notariat, Rhetorik, Länder- und Völkerkunde auch solche zur Moralphilosophie. Schließlich gab es zahlreiche private Akademien. Hier hätte der Film also genügend Möglichkeiten gehabt, historisch präziser zu sein.
Eine berühmte Familie GUARDI (der Name wird 9:01 eingeführt) gab es wirklich. Vielleicht war da auch ein heruntergekommener, versoffener Diener dabei. GIACOMO CASANOVA hat gleich zwei GUARDI gekannt: Die Malerbrüder GIOVANNI ANTONIO (*1699-1760) und FRANCESCO GUARDI (*1712-1797), die selbst Schüler von CANALETTO gewesen waren und bei denen sein Bruder GIOVANNI BATTISTA CASANOVA (*1730-1795) lernte. Na schön, hätte man noch eine Beziehung zu berühmten Malerdynastien und CASANOVAS Verwandtschaft in den Film eingebaut, wäre das ganze wahrscheinlich zu sehr ausgeufert.
Daß eine berühmte Nonne mit der Kutsche zum Kardinal Lopresta nach Rom abfährt (11:55), kann ja durchaus o.k. sein. Sicher ist sie zuvor zum Festland gebracht worden. Die Aufnahmen sind allerdings, wie aus dem Muster des Pflasters zu schließen ist, auf dem Markusplatz gemacht worden und der übergangslose Schnitt zum anschließenden Blick in die Galerie des Dogenpalastes (12:00) ist vielleicht etwas unvermittelt. Aber ginge das Gespräch des DOGEN mit CASANOVA so (bis 13:17)? Vielleicht sah der DOGE FRANCESCO LOREDAN, der mit 67 Jahren 1752 gewählt worden war, hier 1753 also 68 Jahre alt ist, wirklich so jugendlich aus. Aber unmöglich redete er so - wenn überhaupt - mit einem popolano, vor allem aber wurde jeder DOGE bei allen Kontakten peinlichst von seinen Räten überwacht. Die Männlein im Hintergrund und mit respektvollem Abstand sollen offensichtlich keine Dogenräte darstellen, sondern nur zwei Wachen zur Sicherheit. Schade, hier hat man verschenkt, den DOGEN als Gefangenen im eigenen Haus zu zeigen. Es ist die Rede davon, daß in "wenigen Tagen" (13:08) der Karneval beginnt. Der wurde im historischen Venedig vom Stephanstag, dem 26. Dezember, an gefeiert und er endet am Martedi Grasso, denn da beginnt die Fastenzeit. Selbst wenn wir den modernen, sehr verkürzten Venezianischen Karneval nehmen, der ja nur zwei Wochen dauert, ist es in jedem Fall Winter. Dafür ist es im ganzen Film aber etwas zu heftig sommerlich. Ich mag ja auch lieber den Sommer und so genau nahm man es im 17. Jahrhundert nicht mehr mit der Fastenzeit: Der Karneval dauerte da insgesamt fünf Monate.
Sich wegen der Ehre zu duellieren, war im 18. Jahrhundert weit verbreitet, obwohl Duelle - nicht nur in Venedig - bereits streng verboten waren. CASANOVA will sich ja auch nicht darauf einlassen (19:34), zumal er als Kind von Schauspielern gar nicht satisfaktionsfähig war. Das war dagegen im Film Giovanni Bruni, denn sein Vater war Venezianischer Gesandter beim Heiligen Stuhl in Rom (53:21), was nur sehr reiche Nobili werden konnten, also ist Giovanni Bruni selbst ein Nobilòmo. Die Posten der Venezianischer Gesandten waren mit hohem Ansehen verbunden, erforderten aber von ihren Inhabern enorme private Aufwendungen. Das erklärt vielleicht auch, warum die Familie verarmt ist (15:34. 32:15, 33:01). Nach der Eigentumsklassifizierung, die GIACOMO NANI zwischen 1749 und 1756 vornahm, waren etwa ein Drittel aller Nobili verarmt.
Daß die Schwester Francesca Bruni eine außerordentlich brillante und streitbare Schriftstellerin ist, fällt in Venedig nicht völlig aus dem Rahmen: Die erste professionelle Schriftstellerin des Abendlandes, Christiane de Pisan (Le livre de la citè des dames 1404), stammte aus Venedig. Cassandra und Gaspara Stampa (*1523-54) waren berühmte venezianische Dichterinnen (ebenso ihr Bruder Baldassare). Isabella Cortese verfaßte im 16. Jahrhundert eine bedeutendes alchemistisches Rezeptbuch (I Secreti medicinali artificiosi et alchemici). Die ehemalige Kurtisane Veronica Franco (*1546-91) wurde als Lyrikerin berühmt, Lucretia Marinelli (*1571-1653) war eine vielgelesene Literatin, Arcangela Tarabotti (*1604-52) eine für die Rechte der Frauen mit der Feder streitende Benediktinerin, Sara Coppio Sullam eine bekannt jüdische Schriftstellerin, die Anfang des 17. Jahrhunderts in Venedig einen vielbesuchten literarischen Salon unterhielt. Die Venezianerin Elena Lucretia Corner Piscopia (*1646) war die erste Frau, die einen Doktortitel erwarb.
Die rasanten Duellszenen (21:51) und der Ausritt (21:11, 23:22) sind, wie HALLSTRÖM erläutert (23:24), auf einer Laguneninsel gedreht worden. Als historischer Ort wäre es sicher GIUDECCA (eine Kirche San Cremori - 19:45 - gab es aber nicht), denn die Überfahrt nach Venedig ist nicht weit (25:07, 25:18) und hier gab es auch Reitställe (25:11). Am 22. Januar 1738 fand z.B. in den Klostergärten von San Giovanni Battista (dort, wo jetzt die Gärten des Hotel Cipriani sind) ein Duell zwischen Emilio Arnaldi und Giorgio Alvise Barizza statt, bei dem dessen Cousin Graf Vincenzo di Silva als Sekundant fungierte. Die beiden letzteren wurden, da Duelle verboten waren, aus Venedig verbannt, während Arnaldi, der beim Duell leicht verwundet worden war, freigesprochen wurde.
An den Duellszenen gibt es also nichts zu meckern. Meckern muß ich allerdings, wenn man immer wieder mal moderne Gondeln sieht (z.B. 26:10, 28:31, 42:06). Sie wurden aber meist für den Film den früheren, historischen Modellen angepaßt, die des 18. Jahrhunderts sahen aber etwas anders aus. Und wieso trinkt man im Film eigentlich andauernd Tee (32:12, 46:51, 50:50, 54:50, 58:48)? Wollte der Regisseur den Amerikanischen und Englischen Zuschauern damit ein heimeliges Gefühl vermitteln? In England kam das exzessive Teetrinken aber erst so richtig auf, nachdem QUEEN VICTORIA KAISERIN VON INDIEN geworden war. Das kontinentale Modegetränk des 18. Jahrhunderts war auch in Venedig Schokolade und natürlich trank man auch Kaffee. In London gab es bereits im 17. Jahrhundert berühmte Kaffeehäuser, zu Beginn des 18. Jahrhunderts eigens Rules and Orders of the Coffee Houeses für die mehr als 3.000 Kaffeehäuser. Apropos: Der erste überlieferte Italienische Bericht über Kaffee stammt vom VENEZIANISCHEN GESANDTEN BEIM SULTAN VON KONSTANTINOPEL GIAN FRANCESCO MORISINI (1582-85): In der Türkei pflegen sie ein schwarzes Wasser zu trinken, das aus einem 'cave' genannten Samen gewonnen wird, der, wie sie sagen, die Fähigkeit besitzt, die Menschen wach zu halten." Das erste Café in Venedig soll 1647 eröffnet worden sein und bald danach gab es um die PIAZZA S.MARCO 12 Cafés. Und um gleich noch eine Legende auszuräumen: Bereits fünf Jahre bevor man nach der zweiten Belagerung Wiens 1664 unter der von den Türken hinterlassenen Ausrüstung Kaffeesäcke fand, trank man am Hof KÖNIG LUDWIG XIV. Kaffee.
Aber nun die berühmt-berüchtigte Inquisition: Die Untersuchungen führt zunächst ein Pater Dolfonso. Wie überall war es auch in Venedig Sache der Bischöfe, Abweichungen vom rechten Glauben zu verfolgen. Die heilige Inquisition konnte aber in Venedig nur nach Genehmigung des DOGEN, die für jeden Einzelfall erforderlich war, tätig werden. In der Dogenpromission von 1249 wurde die Ketzerverfolgung unter der einschränkenden Bedingung anerkannt, daß sowohl die Einleitung eines Verfahrens durch den BISCHOF bzw. PATRIARCHEN wie auch das Urteil von der Zustimmung des DOGEN, des Kleinen Rates und des Großen Rates abhängig ist. Erst nach längeren Verhandlungen erreichte die römische Kurie am 28. August 1289 eine Gesetz über Ketzergerichte in Venedig, in dem festgelegt wurde, daß das kirchliche Inquisitionstribunal in Venedig aus dem päpstlichen Nuntius, dem Bischof und einem weiteren Geistlichen besteht und die beiden letzteren dieses Amt ohne Bestätigung des Dogen nicht ausüben durften. Vergleichbares galt für die venezianischen Besitzungen außerhalb der Stadt. Jedes Verfahren bedurfte der ausdrücklichen Zustimmung des DOGEN und von Venedig eingesetzte Aufseher (Savi contro l'Ecclesia) hatten die Glaubensreinheit, den Schutz des venezianischen Eigentums und die Rechte der Regierung in Einklang zu bringen. Sie hatten die Möglichkeit, ein Verfahren auszusetzen oder ein Urteil zu kassieren. Wenn sie bei einem Prozeß nicht anwesend waren, war er nichtig. Die Religionsgerichtsbarkeit wurde spätestens am 20. September 1335 dem Patriarchen entzogen und vom Großen Rat ein Blasphemiemagistrat (Sapientes haeresiarum) gewählt. Der päpstliche Legat Bischof Niccolò Franco von Treviso verkündete, dem Beschluß eines Konzils in Treviso aus dem Jahre 1491 folgend, Einschränkungen für den Druck von Büchern zu kirchlichen Themen. 1542 wurde der Druck von Büchern, die Italiener im Exil geschrieben hatten, sowie von Autoren, die als Protestanten bekannt waren, in Venedig verboten. Gewirkt hat das Verbot kaum. 1544 kam Giovanni della Casa als päpstlicher Nuntius nach Venedig, der unermüdlich gegen den Protestantismus kämpfte1 und Inquisitionstribunale einrichtete. 1549 folgte der Index der verbotenen Bücher. Die Heilige Inquisition wurde zunächst im Kloster San Dominico (es war dort, wo seit 1885 das Garibaldi-Denkmal von Augusto Benvenuti steht) untergebracht. Jedes Jahr am 29. April wurden hier die indizierten Bücher verbrannt und ihre Asche in den Rio di Sant'Anna geschüttet. 1560 zog die Inquisition in die Frari-Kirche. Aber das war nur eine Episode im religiös toleranten und pragmatischen Venedig. 1550 wurde eine Verordnung erlassen, die venezianischer Bürger ausdrücklich vor Willkürmaßnahmen schützte. 1593 wurde der venezianische Gesandte in Rom, Paolo Paruta, beauftragt, gegen den von Papst Clemens VIII. erlassenen Index der verbotenen Bücher zu protestieren. Die pragmatische Toleranz Venedigs ging sogar soweit, die Jesuiten, mit denen man immer wieder Konflikte gehabt hatte, nach deren Auflösung 1773 durch Papst Clemens XIV. nicht mittellos zu lassen. Sie erhielten eine Entschädigung aus der Kasse opere pie.
Seit dem 16. Jahrhundert war es in Venedig Sache der Magistratur der Staatsinquisitoren, Hochverrat, Spionage, Geheimnisverrat, Sabotage (darunter auch Geldfälscherei), Konspiration jeglicher Art, Wirtschaftsvergehen, Gewaltakte und andere Störungen des inneren Friedens zu verfolgen sowie über die guten Sitten zu wachen und Duelle zu verhindern und darüber zu urteilen. Die Staatsinquisitoren verließen sich seit 1583 auch auf ihre zahlreichen bezahlten Spitzel (spirri, confidenti), Folter (seit 1584) und die Löwenmäuler, das sind die Briefschlitze für anonyme Anzeigen, die der Rat der Zehn seit 1387 annahm. Damit die anonymen Anzeigen nicht überhand nahmen und die Verfahren nicht ausuferten wurde dafür extra das Quorum erhöht: Um überhaupt ein Verfahren einzuleiten war eine 4/5-Mehrheit des Rates der Zehn erforderlich und über Urteile mußte fünf Mal abgestimmt werden. Alle Denunziationen, für die es nicht mindestens zwei Zeugen gab, wurden verbrannt. Da Kirchenmänner in Venedig weder wahlberechtigt waren, noch staatliche Ämter ausüben durften, kann also der Inquisitor kein Pater sein. Es war aber möglich, daß ein Kirchenmann die Voruntersuchung führte.
CASANOVA wird im Film im wesentlichen Ketzerei und Unzucht mit einer Novizin vorgeworfen (10:20). Dafür interessierte sich die Venezianische Staatsinquisition kaum und überließ das gern der bischöflichen Untersuchung, die allerdings auch nicht ohne ausdrückliche Billigung des DOGEN vorgenommen werden durfte. Zeugen wurden allerdings niemals in Anwesenheit des Delinquenten verhört (10:03, 1:27:28) und der Untersuchungsführende verkündete auch nicht gleich das Urteil (10:27). Überhaupt fällte das Urteil niemals ein Einzelrichter. Im zweiten Verfahren hat der DOGE dann wenigstens Beisitzer (1:25:39). Im ersten Verfahren kommt dafür sodann auch gleich der DOGE als deus ex machina (10:36) und wird seltsamerweise mit "Prinz"/"Prince" (10:41) ange-sprochen. Da hätte man sich aber wirklich genauer erkundigen können: Der Priester hätte den DOGEN im 17. Jahrhundert auch mit Sua Ecellenza (diese Anrede kam erst im 16. Jahrhundert auf) angeredet, wie CASANOVA (12:34), und jener sprach in dieser Zeit von sich selbst im königlichen Plural (pluralis maestatis). Die Anrede "Euer Gnaden"/"Your Grace" (1:04:50) für den Dogen ist ganz und gar unmöglich, denn sie wurde in der Zeit des Dogen Antonio Veniér bei Geldstrafe verboten! Auch "Durchlaucht"/"My Lord" (1:25:40) als Übersetzung der Dogenanrede Serenissimo ist nicht ganz korrekt. Man achtete in Venedig peinlichst darauf, daß der Doge - bei allem Pomp, mit dem er als Repräsentant Venedigs auftrat, - nicht allzusehr persönlich von den anderen Nobili abgehoben wurde. Bereits Mitte des 10. Jahrhunderts wurde mit zwei Dokumenten des Dogen Pietro Candiano IV. das Epitheton Senior für den Dogen eingeführt und dieser ursprünglich sehr heraushebende Namenszusatz wurde später zu seiner einfachen Anrede. Ab etwa 1400 wurde einfach misier gebräuchlich oder mio signore, messer lo doxe.
Wie der Großinquisitor erscheint (42:30) - na das kennt man doch, wenn der Chef unzufrieden ist und vor allem verärgert, daß er die Arbeit nun selbst machen muß... Da kommt richtig schön Schadenfreude auf! Allerdings hätte der Großinquisitor gar nicht in Venedig tätig werden können. Das wußte die Allerheiterste - dafür gibt es historische Beispiele - stets zu verhindern. Andererseits hätte dann Bischof Pucci den Pater Dalfonso nicht so schön im Film zu den Kannibalen schicken können (43:31): "to be eaten" (44:44). Ersterer durfte übrigens im Film nur Bischof sein, natürlich war der Römische GROßINQUISITOR in Wirklichkeit stets ein KARDINAL, weil sonst ja später der falsche Kardinal nicht als höher-rangiger Kirchenmann die Gefangenen hätte frei lassen können. Keine Erklärung fällt mir dafür ein, daß der PATRIARCH VON VENEDIG, der immerhin nach dem PAPST der ranghöchste Kirchenmann ist, im Film nicht vorkommt. Das war stets ein venezianischer Nobilòmo ecclesiae, 1753 LODOVICO FOSCARI, und es hätte sich gut gemacht, zu zeigen, wie der zwischen der Loyalität zu Venedig (Der brauchte z.B. auch die Zustimmung des DOGEN, wenn er eine Synode seiner Bischöfe einberufen wollte.) und der Verpflichtung dem PAPST gegenüber hin-und-hergerissen ist. Man hätte aber auch im Film ruhig mit ein bißchen künstlerischer Freiheit den Kardinalgroßinquisitor in Venedig tätig werden lassen können. Dann wäre eben statt des Kardinals Lopresta der Patriarch gekommen, natürlich in einer Prunkgondel, um die Gefangenen frei zu lassen. Das wäre doch viel schöner gewesen!
Ein Inquisitionsgericht, war natürlich nicht ein Gericht wie man es heute kennt, aber es kam dem jedenfalls näher, als etwa die weltlichen Gerichte in Spanien, Frankreich, Deutschland, Österreich zur gleichen Zeit. Daher ist es gar nicht so falsch, wenn einem das Gericht im Film eigentlich recht modern vorkommt in wunderschöner, originaler historischer Kulisse. Zwar wurden die Zeugen den Delinquenten nicht bekannt gegeben und schon gar nicht in seiner Anwesenheit verhört (9:58, 1:28:50) und als Folter (58:16, 1:08:26) durfte in Inquisitionsprozessen nur das rückwärtige Aufhängen an den Armen angewandt werden, und zwar nur ein Mal eine Stunde lang. Dafür sind die Folterinstrumente sehr schön und original aus einem Museum, erläutert HALLSTRRÖM (58:38, 1:08:38). Es war tatsächlich so, daß sowohl bei der kirchlichen wie auch bei der Venezianischen Inquisition die Beschuldigten obligatorisch einen Verteidiger hatten (1:25:42). Seit dem 15. Jahrhundert gab es in Venedig sogar Gefängnisanwälte, die als Verteidiger für mittellose Angeklagte zur Verfügung standen. Bei der Venezianischen Staatsinquisition gab es auch einen Ankläger (1:25:54), während ein anderer Inquisitor oder der DOGE den Vorsitz (1:25:40) führte. Bei der kirchlichen Inquisition war allerdings Ankläger und Richter ein und derselbe. Dafür bekamen die armen Teufel im kirchlichen Inquisitionsprozeß wenigstens das Urteil mitgeteilt, die Venezianische Staatsinquisition hielt das gewöhnlich für überflüssig: Die merkten ja auch so, wenn sie hingerichtet wurden. Meistens wurden sie aber nur verbannt oder sie saßen eben auf unbestimmte Zeit ein. Die schöne Gerichtsverhandlung im Film hätte also - wäre man historisch getreu verfahren - nicht funktioniert. Da habe ich auch so recht keine Idee, wie man das Problem besser lösen könnte.
Ab 33:38 gibt es wunderschöne Aufnahmen in Santa Maria della Visitazione (auch della Pietà genannt). HALLSTRÖM irrt allerdings, wenn er meint, hier hätte der Priester und Komponist ANTONIO VIVALDI gewirkt (33:40). FRA ANTONIO VIVALDI war zwar tatsächlich am Ospedale della Pietà ab 1703 Maestro di Violino und ab 1716 Maestro de'Concerti und schuf für die Kirche viele Kompositionen, nur diese Kirche gab es da noch gar nicht. Die alte Kirche aus dem 15. Jahrhundert stand am Platz des jetzigen Hotel Metropol, der Neubau wurde erst nach dem Tod des Komponisten 1745-1760 von GIÓRGIO MASSARI errichtet.
Das Schmalzschiff legt direkt vor Santa Maria della Salute an (40:54, 1:36:20) und ab (1:36:59), liegt allerdings dann auch mal ein wenig mehr flußaufwärts (1:36:25, 1:36:37), denn sonst hätte man Salute nicht im Bildhintergrund sehen können, dann dagegen wieder ein wenig flußabwärts (1:36:30). Das ist nicht ganz, aber fast korrekt, denn die Schiffe mußten selbstverständlich zunächst am Zollkai Dogana anlegen, den man bei der Ankunft des Schiffes (40:51) und dann etwas weiter aus der entgegengesetzten Richtung flußabwärts sieht (40:53, 41:39, 1:36:30). Aber wieso kommt das Schmalz ausgerechnet aus Genua? Man sieht, daß das Schiff auf dem Deckshaus ca. 35 Fässer, die ungefähr 80 cm hoch sind, und 9 große Kisten geladen hat (41:00, 41:18). Mehr wird es bei seiner Kon-struktion, dem schweren Deckshaus und dem durch Deckshaus und Ladung hohen Schwerpunkt kaum tragen können - falls es überhaupt seetüchtig ist(Es ähnelt sehr den Burchielli, die als eine Art Wasserbusse landwärts und die Flüsse entlang fuhren). Der Seetransport hätte das Schmalz um ein Vielfaches verteuert! Und ein Kaufmann aus Genua - dem Erzfeind Venedigs über Jahrhunderte - wäre in Venedig wohl kaum so selbstbewußt (41:06, 1:12:25) aufgetreten. An ihrem Selbstbewußtsein ließ die Allerheiterste nicht kratzen. Da verstand man wirklich keinen Spaß.
Eine Anwesenheit des Großinquisitors in Venedig hätte natürlich auch hektische Aktivitäten ausgelöst. Daß man dem Dogen nur schnell sagt, daß der Großinquisitor in Venedig sei (1:11:26), ist ein bißchen merkwürdig. Daß er aber dessen Ornat für ein Karnevalskostüm hält (1:11:06), ist durchaus nicht unrealistisch, denn es gab und gibt kein Monopol auf priesterliche Ausstattung, die im Prinzip jeder anziehen kann. Mit der schön hintergründigen, an den Dogen gerichteten Bemerkung des Großinquisitors, "Die Freiheit dieser Stadt baumelt am Gürtel des Vatikans" (1:11:46), hat der Übersetzer den deutschsprachigen Zuschauer wohl für überfordert gehalten und der Text ist daher in der Deutsche Syn-chronisation leider viel weniger elegant formuliert, die dazugehörige Geste unverständlich: "Denn die Freiheit Venedigs hängt nämlich von der Gnade des Vatikans ab." Geschmeidiger und historisch passend mehrdeutiger wäre als deutscher Text an dieser Stelle gewesen: "Denn die Freiheit Venedigs hängt am seidenen Faden." (Ebenfalls neun Silben) In der Realität hätte diese unverhohlene Drohung allerdings einen schweren diplomatischen Konflikt ausgelöst. Diese Haltung der Venezianer hat sich bis heute nicht geändert: HALLSTRÖM berichtet, daß die Zuschauer bei der ersten Vorführung des Films 2005 in Venedig der Szene, wo Pietro Paprizzio den Großinquisitor aus dem Anzug hebt (1:14:12), vergnügt Beifall geklatscht haben.
Der Flug mit dem Fesselballon ist historisch durchaus nicht abwegig, allerdings wurde der Leuchtturm vor der ÍSOLA DI S.GIÓRGIO MAGGIORE (1:15:53) erst Anfang des 19. Jahrhunderts von GIUSEPPE MEZZANI für den Freihafen errichtet. Der erste Flug mit einem Heißluftballon in Venedig wurde am 15. April 1754 von FRANCESCO PESARO unternommen und FRANCESCO GUARDI malte davon ein schönes Bild, das man im Film schön hätte nachgestalten können. Schade, daß man solch ein Highlight der Filmkust versäumt hat. Der Blick auf Venedig aus der Luft (1:16:24, 1:17:40) ist, wie HALLSTRÖM erläutert (1:16:), von einem Modell aufgenommen worden. Allerdings haben die Behörden, die offenbar keine Original-Luftaufnahmen im Film wollten - schade!, nicht ganz die Wahrheit gesagt, denn es ist keineswegs so, daß Hubschrauberflüge über Venedig nicht erlaubt sind, wie der Produzent MARK GORDON erzählt (11:16). Er hätte auch leicht herausfinden können, daß das nicht stimmt, denn gelegentlich - z.B. zu den Filmfestivals - erlaubt man es Prominenten, vom Flughafen Marco Polo mit den Hubschrauber zum
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"Casanova" Feature
- FSK 12
"Casanova" Overview
Buena Vista Casanova - Kinofilm, USK/FSK: 12+ VÃ-Datum: 20.06.06
"Casanova" Specifications
So recht kann es der kleine Giacomo Casanova nicht verstehen, als ihn seine über alles geliebte Mutter (HELEN McCRORY) beiseite nimmt und ihm erzählt, dass sie ihn allein zurücklassen muss. Sie könne es nicht ändern, es liege in ihrem Blut. Aber sie verspricht auch, dass sie zurückkehren wird ...
... Jahre später sucht der mittlerweile zum stattlichen Mann gereifte Casanova (HEATH LEDGER) im Venedig des Jahres 1753 immer noch in jeder Frau nach seiner Mutter und ihrer Schönheit, deren Verlust er nie verwunden hat. So intensiv gestaltet sich die aussichtslose Suche, dass sein unstillbarer Hunger nach Liebe und seine einmaligen Verführungskünste mehr sind als bloßes Tagesgespräch in der Dogenstadt: Casanova ist längst eine lebende Legende, dessen amouröse Abenteuer auf der Straße von Puppenspielern nachgespielt werden. Kaum jemand weiß, wie Casanova wirklich aussieht oder ob es ihn gibt, aber er ist der Inbegriff für die totale Hingabe - und Amoral, was vor allem der Kirche längst ein Dorn im Auge ist: Auf Anweisung des Papsts in Rom soll Casanova endlich geschnappt werden - am besten in flagranti, damit man mit seiner öffentlichen Hinrichtung ein Exempel statuieren und ein Zeichen für Zucht und Ordnung setzen kann.
Eine einmalige Gelegenheit bietet sich gerade jetzt, denn Casanova macht das, was er am besten kann, ausgerechnet in einem Heiligtum der Kirche, einem Konvent. Wie alle anderen Frauen davor können auch die jungen Nonnen nicht Nein zu dem unwiderstehlichen Galan sagen, weil es ihm doch immer gelingt, jede Einzelne davon zu überzeugen, dass sie die Einzige ist. Doch womöglich hat er diesmal den Bogen überspannt: In allerletzter Sekunde gelingt es ihm, über die Dächer von Venedig zu flüchten - allerdings nicht ohne den Nonnen noch einmal einen Kuss zuzuwerfen. Doch die Häscher sind Casanova auf den Fersen. Gewandt schlüpft er durch einen Einstieg in die Uni, wo er sich in der Aula im Schatten verbirgt und Zeuge eines beeindruckenden Schauspiels wird: Gerade noch verteidigt einer der Altvorderen das männliche Vorrecht auf den Besuch der Universität und schwört, dass niemals eine Frau ihren Fuß in das ehrwürdige Gemäuer setzen wird, da stürmt ein Jüngling das Podium, reißt sich Hut und angeklebten Bart ab und entpuppt sich als ... Frau!
Francesca Bruni (SIENNA MILLER) ist ihrer Zeit weit voraus. Als progressive Denkerin und angehende Schriftstellerin nimmt sie bei ihrem Kampf um die Rechte der Frau kein Blatt vor den Mund. Um zu beweisen, dass es auch unter den Männern Gleichgesinnte gibt, zitiert sie den Philosophen Bernardo Guardi, dessen aufrührerische Pamphlete der letzte Schrei unter den Frauen Venedigs sind. Casanova ist fasziniert von dem Schauspiel - und beeindruckt von Francesca, ihrer Frechheit, Intelligenz und Schönheit. Zu spät merkt er, dass seine Jäger ihn aufgespürt haben: Casanova wird verhaftet und sofort zum Prozess gebracht...
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Ewige Verdammnis für eine Nacht mit Casanova nähme ich doch gerne in Kauf ... - Kuni Kurzschluss -
Venedig 1753. Giacomo Casanova ist in aller Munde - Straßenschausteller spielen das nach, was man sich in Venedig so über den Herzensbrecher erzählt ... "Bin ich die Einzige für dich?" - "Du bist die Einzige" (für einen Tag zumindest).
"Ein solcher Mensch muss zutiefst verhaltensgestört sein. Das, was er für Liebe hält, ist in Wahrheit Narzissmus" - das ist die Einschätzung von Francesca Bruni, in die sich unser Frauenheld unsterblich verliebt. Francesa ist eine aufgeschlossene, selbständig denkende, junge Frau, die sich gegen die Heirat mit einem Genueser Kaufmann heftig sträubt. Heimlich veröffentlicht sie sogar Pamphlete unter dem Pseudonym Bernardo Guardi, was ihr später noch zum Verhängnis werden soll. Sie wird von der Inquisition als Ketzerin verfolgt ...
Die Handlung ist äußert turbulent, es geht drunter und drüber und es bleibt kein Auge trocken. Die Dialoge sind hinreißend, die Venezianische Kulisse einmalig! Das ist kein Film, den man sich nur einmal ankuckt, sondern diesen Genuss muss man sich mehrfach zu Gemüte führen. Ich denke, dass auch erst dann diese vielen wunderbaren Details sich einprägen können ... Kostüme, Kulisse, Hintergund etc. Auch der Soundtrack ist erwähnenswert - ausschließlich klassische Musik aus dieser Zeit z.B. von Vivaldi, Albinoni, Telemann, Händel, um nur die bekanntesten zu nennen.
"Chocolat"-Regisseur Lasse Hallström bringt diesen Film mit wunderbar leichter Hand und hervorragenden Schauspielern auf die Leinwand. Allen voran Heath Ledger, dicht gefolgt von Sienna Miller, die die Francesca einfach klasse spielt, Lena Olin, die ich in der Rolle der Mutter köstlich finde, aber auch Natalie Dormer als Victoria finde ich herausragend - eine vielversprechende junge Schauspielerin! Sehenswert auch Oliver Platt als Fettkloß "Paprizzio". Bei dem Dogen (gespielt von Tim McInnerny) fühle ich mich ein wenig erinnert an Monty Python-Darsteller John Cleese - ihm sitzt auch der Schalk in den Augen.
Casanova verrät dem Bruder von Francesca sein Geheimnis der Liebe: "Seid die Flamme und nicht die Motte!" Man muss es also wert sein, geliebt zu werden und darf nicht Trübsal blasen, wenn man geliebt werden will... 4 Punkte für diesen stürmischen Spaß!
Eigentlich kein guter Film - aber gut gemacht und macht Spaß - Jürgen G. -
Der Film hat nichts mit dem Leben des Casanova zu tun. Er soll keine - nichtmal erfundene - Biographie oder Personenzeichnung sein. Erzählt wird eine völlig frei erfundene Geschichte, die man eben der Figur des Casanova zuordnet - es hätte aber auch einfach irgendein Adeliger dieser Zeit (oder einer anderen Zeit sein können). Casanova soll nach Willen des Dogen heiraten und sucht sich eine dafür geeignete Tochter aus besserem Hause. Gleichzeitig verliebt er sich aber in eine Frauenrechtlerin der damaligen Zeit. Diese wiederum soll einen fetten Kaufmann aus Genua heiraten, will aber nicht. Casanova gibt sich zeitweilig als dieser Kaufmann aus, weil die Angebetete den eigentlichen Casanova verachtet... Es entwickelt sich ein Verwechslungsspiel mit spritzigen Dialogen und schnell gespielten Szenen, die an eine italienische Comedia dell'arte erinnern.
Drei Dinge finde ich an diesem Film ziemlich misslungen, weswegen ich ihn eigentlich nicht gut finde:
* Die Verbindung der Casanova-Figur mit der Geschichte ist sehr zufällig. Die Geschichte könnte auch im New York der heutigen Zeit spielen. Das ist nicht überzeugend.
* Alle Figuren agieren dementsprechend auch wahnsinnig modern (in ihren Ansichten, ihrer Wortwahl, etc). Das passt nicht zur Kulisse.
* Casanova agiert in keiner Weise überzeugend verführerisch. Er ist einfach da und die Mädels schmelzen ausnahmslos dahin. Es wird kein Versuch unternommen, das durch besonders elegantes, geistreiches, wie auch immer Benehmen zu illustrieren.
So misslingt der Film eigentlich in zentralen Punkten. Gleichzeitig aber ist er handwerklich sehr gut gemacht. Die Fotografie von Venedig ist sehr schön, die Kulissen beeindruckend. Die Ausstattung ist auf höchstem Niveau und die Schauspieler agieren vielleicht nicht auf höchstem Niveau, aber doch mit viel Spaß. So ist es alles in allem eine sehr nette Unterhaltung für einen Sonntag nachmittag (für Samstag abend ist es schon wieder ein wenig dünn).
Heath Ledger - J. Reichle -
Ich habe mir den Film gekauft, da ich ihn im Fernsehen nicht sehen konnte. Er hat mich nicht enttäuscht, v.a. wegen des unvergessenen Heath Ledger, sicher nicht einer seiner besten Filme, aber sehenswert. Ansonsten viele Kostüme und auch gut gemacht.
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