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Irgendwo in einem anachronistischen Ambiente einer postapokalyptischen Zeit, als die Menschheit sich längst selbst um jede Form der Zivilisation gebracht hat, bewirbt sich der ehemalige Varieté-Clown Stan Louison inmitten einer Ruinenlandschaft im Niemandsland in einem brüchigen Mietshaus um eine vakante Stelle als Hausmeister. Der Besitzer der Ruine, der grobschlächtige Monsieur Clapet, der im Erdgeschoss eine Fleischerei betreibt, ist beim Anblick des schmächtigen und schüchternen Stan zunächst noch etwas skeptisch, doch die sympathische Erscheinung des Künstlers überzeugt ihn schließlich. Stans neuer Arbeitsplatz entpuppt sich jedoch als Horrorhaus, denn er soll letztendlich das Schicksal seiner zahlreichen Vorgänger teilen. Was bedeutet, dem Wiegemesser seines monströsen Chefs zum Opfer zu fallen und als gegarte Delicatesse auf dem Speiseplan der Hausgemeinschaft zu landen. Denn die apathischen Bewohner in Clapets Mietshaus haben leere Mägen und sind alle sehr hungrig. Sowohl die elegante Dame, die verzweifelt versucht, sich über extravagante mechanische Konstruktionen das Leben zu nehmen, als auch der entstellte Eremit im Keller, der sich in seinem gefluteten Verließ von Fröschen und Schnecken ernährt. Mysteriöse Umstände, die dem stoischen und stets gelassenen Stan wenig seltsam vorkommen. Auch das spurlose Verschwinden einer Mieterin, die mit der Zahlung in Verzug ist, gibt ihm keinen Anlass zur Beunruhigung. Als sich Stan jedoch in Clapets kurzsichtige Tochter Julie verliebt, gerät die intakte Welt der kannibalisch veranlagten Mieter aus den Angeln. Um der gefräßigen Hausgemeinschaft zu entkommen, schmiedet Julie ein Bündnis mit den vegetarischen Troglodisten, einer militanten Rebellenarmee, die ihr in Form einer geheim in der Kanalisation operierenden Résistance zu Hilfe eilt und auf groteske Art und Weise versucht zu verhindern, dass Julies geliebter Stan als Hackfleisch auf dem Teller ihres Vaters endet.
Viele der kleinen originellen Facetten, die man in Jean-Pierre Jeunets Debüt "Delicatessen" entdeckt, wird man später einmal in vollendeter Form in Folgewerken wie "Die fabelhafte Welt der Amelie" und "Mathilde" wiederfinden: die surrealen Verzerrungen des Alltäglichen, der Charme des Absurden, die Isolation der Protagonisten in einer autarken Szenerie, die collagenhaft verwobenen Handlungsstränge, die warmen goldenen, pastellfarbenen Bildkompositionen, die hier jedoch das Treppenhaus in einen Ort des Grauens verwandeln, und die anachronistische Ausstattung der Sets im Stil der 40er Jahre. Besonders morbide wirkt der Grundton des Films, in dem trügerisch alles seinen normalen Lauf nimmt, obwohl die Umgebung stets wolkenverhangen und düster ist. Diese post-nukleare Welt, deren Ursache in der Handlung überhaupt keine Rolle spielt, könnte auch der retro-futuristische Rahmen für ein beklemmendes Horrorszenario a la Sweeney Todd sein. Darauf reduzieren lässt sich diese bunte Melange aus verschiedenen Genres jedoch bei weitem nicht. In den Kosmos dieser Welt finden auch Science-Fiction-Elemente in verfremdeter Form einen Zugang, die stark an Terry Gilliams bizarre Fantasien in "Brazil" erinnern und in einer raffinierten Farce eine surreale Variante des Endzeitfilms darstellen. So kann es passieren, dass der hektische Aktionismus der vegetarischen Kanalisationsrebellen nach zähen Verhandlungen vollkommen ins Leere läuft und ein weiterer sorgfältig ausgeklügelter Suizidversuch der völlig frustrierten Madame Aurore an einer nicht einkalkulierten Banalität scheitert. In diesen Momenten schimmert wunderbar Jeunets hohe Affinität zum subtil Makabren durch. Zudem spiegelt sich in den liebevoll detailliert gezeichneten Figuren die Skurrilität der Stummfilmzeit der 20er Jahre wieder. Wenn der Protagonist trotz aller Gefahren, die ihn ständig umgeben, gedankenverloren auf einem Sägeblatt mit spielerischer Leichtigkeit und hochoktavigen Tönen seine Julie am Cello begleitet, erinnert das stark an eine Hommage an den Slapstick von Stan Laurel. Der exakte Rhythmus des Films und die präzise Taktung der Arrangements sind Reminiszenzen an die Silly Symphonies, die man aus der Welt der Cartoons kennt. So stammt auch das in schwarzem Humor getränkte Drehbuch aus der Feder von Comic-Autor Gilles Adrien. Eindrucksvoll ist die Sequenz, in der Clapet in einer Parallelmontage mit dem Quietschen des Betts beim Geschlechtsakt mit seiner Frau scheinbar eine ganze Geräuschkulisse dirigiert. Von diesem frivolen Treiben ausgehend werden nacheinander Szenen eingefügt, die sich den lauten mechanischen Klängen unterordnen. So sieht man Stan an einem Hosenträger gesichert auf der Leiter eine Decke streichen und ein Hausbewohner versucht mit rhythmischen Bewegungen, ein Präservativ zu flicken. Als die Bettfeder der animalischen Lust des Metzgers und seiner Frau nachgibt, reißt zugleich auch Stans Hosenträger und das Kondom platzt. Die Kamera fährt diese Geschehnisse mit talentiertem Geschick (Darius Khondij) in millimetergenau beobachteten Einstellungen ab. Ebenso pedantisch werden die umständlichen Suizid-Konstruktionen der lebensmüden Frau abgefilmt. Es ist typisch für Jeunet, dass dieser Film sich in ästhetisch inszenierten Nebenpfaden verirrt und im Prinzip ohne ein zentrales Plotziel auskommt. Die Liebe seiner beiden Protagonisten zueinander verliert er trotz aller Detailversessenheit jedoch (ebenso wie später bei Amelie und Mathilde) nie aus dem Fokus.
Einige Darsteller des Films gehören zum festen Ensemble Jeunets. So trifft man beispielsweise Dominique Pinon, der hier als Stan mit seiner charakteristischen und eigentümlichen Mimik brilliert, Jahre später in Amelies Cafe als eifersüchtigen Joseph wieder. Dem martialischen Metzger Jean-Claude Dreyfus begegnet man in Mathilde als Commandant Lavrouye. Die Bildauflösung der DVD ist qualitativ nicht die Beste und hat einige grobkörnige Texturen. Wer sich den Film kaufen möchte, sollte daher vielleicht die Blu-Ray-Veröffentlichung am 16.09. abwarten. Die deutsche Tonspur ist nur in Stereo Dolby Digital vorhanden, die Französische dagegen in Dolby Surround. Abrufbar sind als Bonusmaterial einige Trailer und das Making Of "Feingeschnittenes" mit Diane Bertrand, das mit deutschem Untertitel versehen ist.
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